Zur Entstehung des Buches


Nun liegt es vor - das umfassende Buch über Plischkes Leben und Werk. Neun Jahre ist es her, dass mich Christoph Schnoor aus Neuseeland angerufen und sein Interesse angemeldet hat, in Plischkes Nachlass Einblick zu nehmen. Darauf folgten jährliche Besuche in Wien, wir stellten den Kontakt zu einigen Mitgliedern der Ernst A. Plischke Gesellschaft her und schufen in meinem Wohnatelier Platz für den familiären Nachlass, den Plischke meiner Mutter Nora Rataitz (geb. Frey), seiner einzigen Nichte, anvertraut hatte. Ein Forschungs-Stipendium ermöglichte Christoph Schnoor schließlich einen mehrmonatigen Aufenthalt in Wien. Christoph, mit dem wir uns inzwischen angefreundet hatten, wohnte quasi im Plischke-Privat-Archiv; viele Abende verbrachten wir mit Überlegungen zu und Austausch über Plischke.

Lange schon gab es in der EAP Gesellschaft den Wunsch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung mit Außensicht von Plischkes Leben unter Berücksichtigung seines Werkes in Neuseeland. Es war ein Glücksfall: Eine kompetente Person mit genügend Distanz zur österreichischen Architektur-Szene und sehr guter Kenntnis der neuseeländischen Architektur vertieft sich in Briefe, Fotos, Tagebücher und es entsteht statt eines - wie zuerst angedacht - schmalen Bändchens ein umfassendes, vielschichtiges wie einfühlsames Werk - das Buch "Ernst A. Plischke. Architekt zwischen den Welten.". Es war uns - meinem Mann Kornelius Tarmann und mir - eine Freude, die Entwicklung dieses Projektes zu begleiten und schließlich die Inhalte in Buchform zu bringen, also auch grafisch zu gestalten.

Nun liegt das Druckwerk vor uns. Leider konnte es nicht - wie geplant - würdig und öffentlich präsentiert werden. Geplant war eine Buchpräsentation im Semperdepot - zuerst für 31. März, dann für 27. Oktober 2020. Beide Termine hat die Pandemie leider verunmöglicht. Nun wollen wir zumindest auf diesem Weg - einer Präsentation mit Grußworten auf der Website - dem Werk die gebührende Bedeutung geben.

Den Mitgliedern der Ernst A. Plischke Gesellschaft, die die Entstehung des Buches sehr unterstützt und zu einem guten Teil finanziert haben, wurde es bereits zugesandt, bevor es in den Buchhandel kam und so freue ich mich bereits über einige sehr positive Rückmeldungen. Sie bestätigen, dass sie bei der Lektüre des Buches viel Neues über den Architekten erfahren und dennoch den ihnen vertrauten Plischke in seinen oft widersprüchlichen Facetten wiederfinden!

Mir, die ich ihn primär als Familienmitglied erlebt habe, ist es ebenso ergangen. Bis zuletzt war er regelmäßiger Gast am sonntäglichen Mittagstisch - gemeinsam mit seiner Schwester, (meiner Großmutter) Grete Frey (geb. Plischke). Ende der 80er-Jahre begleitete ich ihn dann auch nach London, um seine langjährige enge Freundin Lucie Rie zu besuchen, aber auch um gemeinsam Museen zu besuchen. Am einen Tag wählte er, am anderen ich das Ziel aus, was zu spannenden Diskussionen führte. Nun finden sich die oft gehörten Geschichten gut eingebettet in fachliche Analysen und Zitate aus Plischkes persönlichen Aufzeichnung.

So ist es erfreulicher Weise gelungen, diesem interessanten, integren, alles andere als leichtlebigen Menschen, der am Ende seines Lebens doch sehr unter der mangelnden öffentlichen Resonanz in seiner zweiten Wiener Zeit litt, nun ein angemessenes Andenken zu schaffen. Ich wünsche mir, dass dieses Buch für viele einen differenzierten Zugang zur Person, die nicht vom Werk zu trennen ist, ermöglicht und das Wissen um ihn auch in die nächste Generation von Architektinnen und Architekten weiterträgt.

Judith Rataitz, Großnichte von Ernst A. Plischke, Vorstandsmitglied der EAP Gesellschaft und Betreuung des privaten EAP-Nachlasses